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Strategische Beschaffung in der Fertigung: 11 bewährte Methoden

Written by FACTON | Jun 2, 2025 12:07:43 PM

Strategische Beschaffung in der Produktion geht über kurzfristige Kosteneinsparungen hinaus und zielt darauf ab, einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.

Moderne Beschaffungsteams müssen globale Lieferantennetzwerke, neue Fertigungsprozesse und die Auswirkungen von Produktionsverlagerungen verstehen. Wie erwartet, spielt der Kostenfaktor dabei eine große Rolle.

Um bessere Entscheidungen zu treffen, braucht es transparente Produktkosten, Benchmarks und klare Einsparungsmöglichkeiten. Durch die Zusammenarbeit mit Lieferanten zur Festlegung von Kostenzielen schaffen Sie die Grundlage für Ihren Erfolg.

Wir haben 11 bewährte Methoden zusammengestellt, um die Beschaffung zu einem echten Wachstumstreiber zu machen. 

Inhalt

  1. Nutzen Sie Nachfrageprognosen
  2. Beschleunigen Sie die Lieferantenselektion durch zentrale Datenverwaltung
  3. Setzen Sie realistische und wettbewerbsfähige Kostenziele 
  4. Lassen Sie sich nicht nur vom Preis leiten
  5. Meistern Sie Verhandlungen und Verträge 
  6. Fördern Sie gute Zusammenarbeit mit Lieferanten und verringern Sie Risiken
  7. Bewerten Sie alternative Fertigungsverfahren 
  8. Setzen Sie klare Standards für Kalkulationsmethoden  
  9. Automatisieren Sie das Cost Engineering und halten Sie alle auf dem Laufenden
  10. Stellen Sie sicher, dass Lieferanten ihre Versprechen halten
  11. Bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihrer Lieferanten 


 


So meistern Sie jede Phase des strategischen Beschaffungsprozesses in der Fertigung.

1. Nutzen Sie Nachfrageprognosen  

Nachfrageprognosen sind ein zentraler Bestandteil der strategischen Beschaffung.

Sie unterstützen dabei, die Produktion zu planen, Bestände zu verwalten und Ressourcen effizient einzusetzen. So erfüllen Sie Kundenbedürfnisse, ohne zu viel zu produzieren und unnötige Kosten zu verursachen.  

Mit datenbasierten Prognosetools, die auf fortschrittlicher Analytik und maschinellem Lernen basieren, berücksichtigen Sie Faktoren wie Echtzeit-Kauftrends, Social-Media-Buzz, Wetter, Inflation und Lieferkettenentwicklungen.  

Diese Tools verarbeiten riesige Datenmengen aus internen, externen und öffentlichen Quellen blitzschnell und geben Ihnen so einen klaren Überblick darüber, wie sich die Nachfrage im Laufe der Zeit entwickeln könnte.  

2. Beschleunigen Sie die Lieferantenselektion durch zentrale Datenverwaltung

Wenn die Produktentwicklung eine Anfrage für ein neues Bauteil stellt, beginnt die Lieferantenselektion mit entscheidenden Fragen: Gibt es solche Produkte am Markt? Welche Lieferanten haben etwas Ähnliches entwickelt? Was haben die Produkte zuvor gekostet und wie berechnen wir die neuen Preise?  

Im strategischen Einkauf besteht die Herausforderung darin, schnell präzise und relevante Daten parat zu haben, um wichtige Fragen beantworten zu können. Idealerweise sollten diese Informationen bereits im Vorfeld verfügbar sein. Sobald die Anforderungen für Komponenten eintreffen, kostet es nämlich viel Zeit, alte Ordner durchzusehen oder fehlende Infos aus anderen Abteilungen mühsam einzuholen.

Machen Sie es sich einfacher: Zentralisieren Sie Ihre Daten auf einer durchsuchbaren Plattform. So sparen Sie Zeit, arbeiten unkomplizierter und erhalten verlässliche Informationen, die Ihnen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Ihre Prozesse reibungslos am Laufen zu halten.

3. Setzen Sie realistische und wettbewerbsfähige Kostenziele  

Für das Target Costing gibt es verschiedene Ansätze, wie die Top-down- oder Bottom-up-Methode.  

  • Top-down-Costing setzt von Anfang an ehrgeizige, aber erreichbare Ziele und gibt allen Abteilungen eine klare Orientierung. Der Einsatz von Benchmark-Daten stellt sicher, dass Ihre Produkte innerhalb eines finanziell tragfähigen Rahmens entwickelt werden. Mit der Ausrichtung aller Teams auf diese Top-down-Ziele schaffen Sie eine solide Grundlage für Erfolg, die Ambitionen und Pragmatismus vereint.
  • Bottom-up-Costing hingegen nutzt bestehende Parameter, um die Kosten von Baugruppen und Komponenten präzise zu schätzen. Dieser Ansatz zeigt Ihnen genau, wo Optimierungspotenzial besteht, um die Produktion effizienter und profitabler zu machen. 


Auch wenn sich die beiden Methoden unterscheiden, benötigen sie eines, um wirklich effektiv zu sein: aktuelle und präzise Daten, die die realen Bedingungen der Lieferanten widerspiegeln.

Das ist besonders wichtig in Bereichen, die sich schnell ändern, wie Materialpreise, Löhne oder Investitionen in Maschinen. Indem Einkaufsteams diese Entwicklungen im Blick behalten, können sie sicherstellen, dass ihre Zielkosten realistisch bleiben und den aktuellen Marktbedingungen entsprechen.  

Beschaffung und Kostenmanagement tragen je nach Branche 60 bis 85 Prozent der Wertschöpfung eines Produkts bei. Deshalb gilt: Beziehen Sie den Einkauf frühzeitig ein und statten Sie ihn mit den richtigen Methoden und Kapazitäten aus. Je früher er eingebunden wird, desto größer sind die Chancen, die gemeinsamen Ziele zu erreichen.

 

4. Lassen Sie sich nicht nur vom Preis leiten

Bei der Auswahl von Lieferanten zählt mehr als nur ein niedriger Preis. Sie brauchen einen Partner, der die Komplexität Ihrer Produkte versteht, Ihre Anforderungen und Toleranzen erfüllt und zuverlässig pünktlich liefert.  

Achten Sie auf Lieferanten mit soliden Qualitätsmanagementsystemen, relevanten Zertifizierungen und einer klaren Ausrichtung auf Ihre ESG-Ziele. Qualität, Kosten und Lieferzeit – diese drei Faktoren (Quality, Cost and Delivery) müssen in Balance stehen.  

Wenn ein Preis ungewöhnlich hoch oder niedrig erscheint, lohnt es sich, genauer hinzusehen und zu prüfen, ob er wirklich zu Ihren Erwartungen passt. Machen Sie Ihre Hausaufgaben: Überprüfen Sie die Finanzen des Lieferanten, sprechen Sie mit ehemaligen Kunden, besuchen Sie den Standort und testen Sie Muster, um sicherzustellen, dass alles hält, was versprochen wird. Mehraufwand im Voraus kann Ihnen später viel Ärger ersparen.

5. Meistern Sie Verhandlungen und Verträge  

Sobald Sie Ihre Zielkosten kennen und eine Auswahl potenzieller Lieferanten haben, ist es Zeit, sich mit Preisen, Zahlungsbedingungen und Service-Level-Agreements auseinanderzusetzen. Vertragsverhandlungen sind vielleicht der wichtigste Schritt im strategischen Beschaffungsprozess. 

Denken Sie daran: Es ist ein Balanceakt. Sie wollen Kosten sparen, aber gleichzeitig einen Lieferanten, der sich wertgeschätzt fühlt und motiviert ist, zuverlässig zu liefern.  

Erwägen Sie Optionen wie Mengenrabatte, langfristige Verträge oder leistungsbasierte Anreize, um eine Win-win-Situation zu schaffen. Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung eines klaren, gut ausgearbeiteten Vertrags – er schafft Transparenz, minimiert Risiken und verhindert Streitigkeiten. 

Halten Sie die Kommunikation offen und überprüfen Sie die Vertragsbedingungen regelmäßig. Dieser kleine Aufwand sorgt dafür, dass alle auf dem gleichen Stand bleiben und kontinuierliche Verbesserungen möglich sind.

6. Fördern Sie gute Zusammenarbeit mit Lieferanten und verringern Sie Risiken

Stärken Sie Ihre Partnerschaften mit wichtigen Lieferanten durch eine enge Zusammenarbeit. Offene Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle: Teilen Sie relevante Informationen, lösen Sie Herausforderungen gemeinsam und planen Sie frühzeitig für potenzielle Probleme wie Lieferkettenunterbrechungen oder Preisschwankungen. 

Ein Lieferantenentwicklungsprogramm kann helfen, Ihre Partner in ihrem Wachstum zu unterstützen und gleichzeitig sicherzustellen, dass sie flexibel auf Ihre Anforderungen reagieren können.

Setzen Sie auf Diversifikation. Reduzieren Sie Risiken, indem Sie Ihre Lieferantenbasis breiter aufstellen und Rohstoffpreise durch Absicherungen stabilisieren. Halten Sie ausreichend Pufferbestände und haben Sie immer einen alternativen Plan parat. Ob Naturkatastrophen, politische Krisen oder eine weitere Pandemie – Vorbereitung ist entscheidend.

 

7. Bewerten Sie alternative Fertigungsverfahren  

Um Kosten im strategischen Einkauf zu senken, können alternative Fertigungsverfahren einen entscheidenden Unterschied machen.  

Nutzen Sie präzise Kostenmodelle, die Ihnen realistische Schätzungen zu Fertigungszeiten liefern. Diese Modelle berücksichtigen die neuesten Entwicklungen in der Fertigungstechnologie und ermöglichen es Ihnen, Optionen zu vergleichen – selbst wenn Sie die spezifische Technologie oder das Know-how nicht im eigenen Haus haben. 

Dadurch wird Ihr Einkaufsteam in die Lage versetzt, intelligentere und produktivere Gespräche mit Lieferanten zu führen. 

Gemeinsam können sie Lösungen entwickeln, die Kosten senken und Investitionen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg optimieren.  

8. Setzen Sie klare Standards für Kalkulationsmethoden  

Um fundierte Entscheidungen in Planung oder Produktion zu treffen, brauchen Sie eine verlässliche Methode, um Kostenszenarien und Lieferanten zu vergleichen.  

Standardisieren Sie Ihre Kalkulationsmethoden im gesamten Unternehmen. So stellen Sie sicher, dass jede Schätzung – unabhängig vom Lieferanten, Kalkulator, Zeitpunkt und Standort – konsistent, präzise und leicht wiederholbar ist.  

Ohne klare Standards werden Vergleiche ungenau, und Sie riskieren, echte Einsparmöglichkeiten zu übersehen. Mit einer einheitlichen Herangehensweise an die Kalkulation treffen Sie bessere, datenbasierte Entscheidungen und entdecken gezielt Einsparpotenziale.

9. Automatisieren Sie das Cost Engineering und halten Sie alle auf dem Laufenden

Cost Engineering ist ein wichtiger Bestandteil des strategischen Einkaufs – bringt aber auch Herausforderungen mit sich. 

Unterschiedliche Stakeholder wie Lieferanten, F&E-Teams und Einkauf benötigen stets aktuelle und klare Informationen zu Kosten und Optimierungsplänen. Wie können Sie sicherstellen, dass alle auf dem gleichen Stand bleiben, ohne wertvolle Zeit durch manuelle Updates zu verlieren? Die Lösung: Automatisierung.

Mit den richtigen Tools können Sie Kalkulationen per Klick teilen und alle Teams über die Kostenentwicklung auf dem Laufenden halten. Die Integration von Variantenmanagement sorgt zusätzlich für Transparenz und ermöglicht einen gemeinsamen Überblick über alle Veränderungen.

Gerade bei vielen Beteiligten ist Kommunikation genauso entscheidend wie die Daten selbst. Individuelle Updates – zum Beispiel über Plattformen wie Tableau oder Power BI – machen den Unterschied. Personalisierte Dashboards und bereichsübergreifende Berichte helfen Ihnen, Fortschritte besser zu verfolgen und frühzeitig auf Herausforderungen zu reagieren. 

So können sich Teams schneller abstimmen und effizienter zusammenarbeiten.

Um maximale Ergebnisse im Should Costing zu erzielen, setzen Sie auf globale Zusammenarbeit und statten Sie Ihre Teams mit den passenden Tools aus.

10. Stellen Sie sicher, dass Lieferanten ihre Versprechen halten

Lieferanten überzeugen oft in Verhandlungen, aber wie stellen Sie sicher, dass sie ihre Versprechen nach Vertragsabschluss auch wirklich einhalten? Ohne die richtigen Tools und Prozesse ist es schwer, ihre Leistung im Blick zu behalten – und das kann zu Problemen wie Qualitätsmängeln, Verzögerungen oder steigenden Kosten führen.

Bleiben Sie auf der sicheren Seite, indem Sie messbare Kennzahlen nutzen. In der Automobilbranche wird zum Beispiel der Supplier Quality Score (SQS) eingesetzt. Dieser bewertet Lieferanten anhand von Kriterien wie Lieferpünktlichkeit, Servicequalität und Preis.

Der SQS wird berechnet, wenn die Anzahl pünktlich gelieferter Teile mit deren Qualitätsbewertung multipliziert und durch die Gesamtanzahl geteilt wird. Ein Wert von mindestens 80 % wird empfohlen, damit Ihre Standards zuverlässig eingehalten werden.

Zusätzlich sollten Sie die Einhaltung der Spezifikationen durch Qualitätsprüfungen und Audits regelmäßig überprüfen.

11. Bewerten Sie die Nachhaltigkeit Ihrer Lieferanten  

Für Hersteller ist Nachhaltigkeit eine große Herausforderung – vor allem, weil der größte Einfluss in der Lieferkette liegt.  

Wussten Sie, dass die Emissionen Ihrer Lieferkette (Scope 3) mehr als 20-mal höher sein können als die Emissionen aus Ihrem direkten Geschäftsbetrieb (Scope 1 und 2)? Dazu kommen Themen wie ethische Beschaffung, Wassernutzung und Arbeitspraktiken – es wird schnell klar, warum die Einbindung Ihrer Lieferanten so wichtig ist.  

Stellen Sie sicher, dass Ihre Lieferanten sich zu Nachhaltigkeit verpflichten. Messen Sie, wie gut sie verantwortungsvolle Umwelt- und Sozialpraktiken einhalten. Achten Sie auf Kennzahlen wie Treibhausgasemissionen, Audits zur ethischen Beschaffung, Wasserwiederverwendung und Zertifizierungen wie ISO 14001.  

Arbeiten Sie eng mit Ihren Lieferanten zusammen, teilen Sie Ihre Ziele und zeigen Sie ihnen, wie sie dazu beitragen können, Emissionen zu senken und widerstandsfähigere Lieferketten aufzubauen. 

Es ist eine Herausforderung: 54 % der Hersteller geben an, dass der begrenzte Einfluss auf Lieferanten ihr größtes Hindernis ist. Gleichzeitig ist aber auch eine große Chance, Ihre Marke zu schützen, Vorschriften zu erfüllen und echte Veränderungen zu bewirken.


Über FACTON:

FACTON wurde 1998 gegründet und steht für herausragende Kompetenz im Enterprise Product Costing. Seit 2020 gehört das Unternehmen zu Constellation Software Inc., dem größten kanadischen Softwarekonzern. Mit Teams in Deutschland und Nordamerika betreut FACTON ein globales Kundenportfolio, darunter Auria Solutions, Mahle, Fresenius Medical Care, MANN+HUMMEL, Vibracoustic, Porsche und weitere namhafte OEMs.